Die Entwicklungsstadien des Hundes
Quelle: Gudrun Feltmann, Welpentraining mit Gudrun Feltmann "der gute Start"
Das Stadium des Erwachens
14. - 21. Tag
D-Wurf / Wo ist Fiona (Katze)?
Nach der 3. Woche werden die Welpen deutlich aktiver. Das Neugierverhalten kennt keine Grenzen. In dieser Zeit ist es von größter Bedeutung, dass der Züchter und später der neue Besitzer für die Welpen Voraussetzungen schafft, die es dem jungen Hund ermöglichen, Umwelteindrücke sammeln zu können. Sowohl die motorischen, die physischen und die psychisch-sozialen Bedürfnisse des Welpen müssen in diesen ersten fünf Monaten ausreichend befriedigt werden, damit sich der Hund im Stadium des Umgangs mit der Umwelt zurechtfindet und sich zu einem selbstsicheren, erwachsenen Hund entfalten kann.
Fiona prägt unsere Welpen super mit !
Es müssen also alle Sinnesorgane gefordert und gefördert werden. Die Begründung hierfür liegt in folgender Erkenntnis: Viele Zellen der Großhirnrinde liegen zunächst brach; dies ist verständlich, da wie wir wissen, manche Sinnesorgane, wie z. B. die Augen oder die Ohren, in den ersten Lebenstagen noch keine Reize aufnehmen können. In dem Augenblick jedoch, in dem sich z.B. die Augen öffnen, werden Zellen der Netzhaut mit Eindrücken von außen gereizt. Die Reizimpulse werden über Nervenbahnen in das Sehzentrum, das sich in der Großhirnrinde befindet, weitergeleitet und damit werden Verbindungen der Nervenbahnen zu den >Sehzellen< im Großhirn hergestellt und diese Zellen aktiviert. Dieser Prozess ist für die Funktionstüchtigkeit des Sehzentrums notwendig. Werden die Verbindungen aus Gründen der Reizarmut nicht hergestellt und die entsprechenden Zellen im Zentrum des Gehirns nicht aktiviert, verkümmern sie und können ihre Funktion nicht mehr oder nur ungenügend erfüllen. Das bedeutet, dass wir unsere Hunde im wahrsten Sinne des Wortes >verdummen< können, wenn wir sie im Stadium der Eroberung der Umwelt isoliert halten und ihnen somit die Möglichkeit nehmen, genügend Sinneseindrücke aus der Umwelt aufzunehmen. Kuscheleinheit bei Mama Indra!
Diese Entwicklungszeit ist vielleicht die wichtigste für die gesunde physische und psychische Entwicklung eines Hundes. Es ist die Zeit, in der ein Hund am lernbegierigsten und aufnahmefähigsten für alle Eindrücke aus der Umwelt ist, die auf ihn einwirken. Eine Zeit, in der der Welpe lernen muss, sich an die unter Hunden üblichen sozialen Regeln zu halten. Er muss den Umgang mit gleichaltrigen Hunden und mit erwachsenen Hunden erlernen. Dazu gehört, dass er erkennt, wann er zu einem erwachsenen Hund, der naturgegeben überlegen ist, Distanz halten muss, wie lange er spielen darf und wie heftig sein Spiel sein darf. Er muss erkennen, wann und wie viel Aggression gezeigt werden darf und in welcher Situation er sich unterwerfen muss. Und dabei muss er noch ganz genau das Maß einschätzen, wie das menschliche Verhalten beobachten, es verstehen und sein Verhalten entsprechend danach richten.
Zora C-Wurf / Besitzer: Monika u. Erich Wirth
Dies ist nur ein grober Auszug aus dem ungeheuer großen Lernprogramm, das so ein kleiner Welpe bis etwa bis etwa zur 20. Lebenswoche bewältigen muss. Es wirkt wie ein Wunder für mich, zu sehen, mit welcher Unbeschwertheit und Selbstverständlichkeit der kleine Hund dies alles in sich aufnimmt und verarbeitet. Welche Energie muss in so einem Welpen stecken!Umso unverständlicher ist die Theorie, einen Welpen in dieser wichtigen Lernzeit zunächst ohne menschlichen Einfluss einfach gewähren zu lassen. So wird er, weil er so lernbegierig ist, vieles lernen, was für ein Zusammenleben mit dem Menschen bald unerträglich werden wird, z.B. beim Spazieren gehen beharrlich an der Leine zu ziehen, unkontrolliert zu bellen, fremde Menschen anzubellen, dem Wild nachzulaufen, nicht alleine zu Hause zu bleiben und vieles, vieles mehr. Diese unerwünschten Verhaltensweisen wieder abzutrainieren, wenn der Hund dann später >erzogen< werden soll, ist äußerst mühsam und zeitaufwendig.
Der Umgang mit der Umwelt
20. Woche bis Geschlechtsreife
Schafft der Mensch es nicht, seinen Hund psychisch an sich zu binden, d.h. den Hund so für sich zu interessieren, dass für ihn die Umwelt zwar wichtig, sein Freund Mensch aber noch weitaus wichtiger ist, dann wird er z.B. das Jagdverhalten nie mehr zuverlässig oder nur sehr schwer in die gewünschten Bahnen lenken können.
Cedric besuchte den C-Wurf!
In diesem Stadium, so konnte ich bei meinen eigenen, aber auch bei den heranwachsenden Hunden die bei mir geschult wurden feststellen, lassen die jungen Hunde plötzlich noch einmal psychische Unsicherheiten erkennen, und zwar in Situationen, die sie früher nicht beeindruckten. Einerseits zeigen sie draußen erhebliche Sicherheit, wenn sie sich von ihrem Menschen entfernen und ihre eigenen Wege gehen wollen, andererseits wirken sie im Umgang mit dem Menschen und auch mit den Artgenossen eher unsicher. Diese psychische Unausgeglichenheit sollte verstanden und entsprechend berücksichtigt werden. Nach dieser Zeit tritt im Allgemeinen die Geschlechtsreife ein. Jetzt muss die Verständigung, d.h. die Spielregeln zwischen den Partnern, endgültig festgelegt sein, damit ein harmonisches Zusammenleben für beide Teile möglich ist und ohne Probleme verlaufen kann.Die verschiedenen Entwicklungsphasen haben wir aus dem Buch
Welpentraining mit Gudrun Feltmann
entnommen.
Thula bei der Deckenübung !